Die Angst die Wahrheit erkennen zu müssen
Wenn irgendwo Beiträge zum Thema MCS erscheinen, werde ich regelmässig von Bekannten, Behördenmitgliedern etc. mit Kopien davon versorgt. Dabei komme ich mir manchmal etwas wie Erwin Kessler vor, wenn ihm vorgeschlagen wird, wie er seine Tierschutzarbeit machen müsse…
Ich staune auch immer wieder, was für Halbwahrheiten und z.T. kompletter Unsinn zum Thema MCS zusammengeschrieben wird
Statt echte medizinische Fachleute (die es gibt) zu befragen, welche z.B. im EHC Dallas ausgebildet wurden, werden teilweise Personen als “Fachleute” interviewt, die von der Materie wenig bis (fast) Null Ahnung haben, aber sich dennoch berufen fühlen, eine Stellungnahme abzugeben. Die betreffenden glauben sogar Bescheid zu wissen, ohne je entsprechende medizinische Fachliteratur studiert oder mit wirklich MCS-Betroffenen intensive Gespräche geführt zu haben.
Da lobe ich mir Aviatik-Experte Sepp Moser…
…der mir einmal in einem Gespräch sagte, er würde aus Prinzip nur dann Auskünfte geben oder etwas schreiben, wenn er über die Materie wirklich Bescheid wisse. Ansonsten nehme er keine Stellung.
Moser ist einer der wenigen wirklich guten Fachjournalisten in der Schweiz mit Rückgrat.
Ebenso staune ich immer wieder über Journalisten, welche es fertig bringen, bei MCS das Entscheidende – das Problem Parfüm – nicht oder nur am Rande zu erwähnen
Es handelt sich nicht bloss um Ignoranz, sondern um Dummheit oberster Klasse, wenn z.B. ein Schwyzer Bezirksarzt es vor Jahren fertig brachte, MCS (Allergie) als “wahnhafte Störung” zu interpretieren. Wenn in Schwyz jedoch ein Amtsarzt offensichtlich in diagnostischer Hinsicht eine Schraube locker hat bzw. korrupt ist, geschieht schwyz-typisch nichts.
Frage: Würden Fische plötzlich aufgrund von Parfümstoffen Probleme mit der Fortpflanzung bekommen, wenn diese Stoffe chemisch so harmlos wären? Oder ist das Fortpflanzungsproblem der Fische einfach “rein psychischer Natur”? Und die problematischen Parfümstoffe in Waschmitteln etc. sind nicht schuld?
Es ist schon unglaublich, welcher Erklärungsmodelle und “Fachleute” sich das System zum Teil bedient, um ja nicht die Wahrheit erkennen oder sehen zu müssen.

Die systemtreue Psychiatrie erweist sich in der Schweiz als äusserst dienstbar – fliegt aber bei MCS auf die Nase
MCS eine “somatoforme Störung”? Auch solcher Unsinn wurde schon von Leuten, die sich selbst für “medizinisch berufen” hielten, verzapft. Ist ein hoher Allergiewert wie z.B. ein IgE-Wert von über 2′600 charakteristisch für das Vorhandensein einer “somatoformen Störung”? Nein. Sind ebenfalls via Labor mehrfach ausgewiesene Nahrungsmittelunverträglichkeiten Anzeichen für eine “somatoforme Störung”? Nein. Ist eine absolute Unverträglichkeit von Parfümstoffen und anderen Umweltschadstoffen ein charakteristisches Merkmal einer “somatoformen Störung”? Ganz bestimmt nicht. Aber für MCS, wie auch die geschilderten Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder ein hoher igE-Wert.
Selbst, wenn man diagnostisch rein mit Interviewbogen vorgeht (und nicht mit Laboruntersuchungen etc.), wird sich allein ein Fragebogen betr. “somatoformer Störung” von einem “MCS-Fragebogen” dadurch unterscheiden, dass sich der erste auf psychologische/psychiatrische Fragen beschränken wird, der zweite jedoch allergologische und umweltmedizinische miteinschliesst.
In meinem Fall wurde MCS zusätzlich u.a. mit Laboruntersuchungen (aus den USA) nachgewiesen und bestätigt. Ebenso wurde in meinem Fall im Rahmen von Diätkosten für schadstofffreie Bioernährung MCS höchstrichterlich anerkannt.
Es wäre nach Jahren wirklich schön und hilfreich, wenn Schweizer Ärzte (die sich zum Thema öffentlich äussern) und Medienleute sich korrekt am medizinischen Wissenstand betr. MCS orientieren würden anstatt irgendwelche “persönlichen Meinungen” oder “Vermutungen” zum Besten zu geben. Beim Thema MCS geht es nicht um “Glauben”, sondern um Wissen.
Warum die Wahrheit schreiben so sehr Mühe macht bzw. gefürchtet wird, ist schon klar: Dann müsste man logischerweise auch einmal etwas über die Verursacher (Produzenten und angepasste Konsumenten) schreiben.
Heutzutage ist es immer noch “normal”, dass die Wasch-, Putz- und Reinigungsmittelindustrie verknüpft mit der Kosmetikindustrie völlig unnötig ihre Produkte zwangsparfümiert. Duftstoffallergien – dies wissen auch Dermatologen – gehören mittlerweile zu den zweithäufigsten Kontaktallergien überhaupt. Konsequenzen daraus ziehen, tut man nicht. “Wir sind bloss Ärzte – bitte keine Konfrontation mit den Verursachern!” Man ist ja sooo angepasst! Hauptsache, die Kasse klingt!
DAS Hauptproblem bzw. die Barriere für MCS-Betroffene: Heutzutage sind immer noch über 95% der Waschmittel völlig unnötig parfümiert (Dash, Ariel, Persil, OMO Standard, Total etc.). Damit werden nicht nur Luft, Gewässer und Böden unnötig verschmutzt, sondern auch das menschliche Immunsystem belastet.
Vom Reinigungsprozess aus gesehen ist die Parfümierung von Waschmitteln ein Aberwitz, weil dadurch das Gewebe nämlich neu verschmutzt wird. Waschen = sauber machen und gleichzeitig neu verschmutzen ist ein Widerspruch in sich. Kommt hinzu, dass die Parfümierungen ein Problem für die Kläranlagen darstellen. Aus der Forschung weiss man seit einiger Zeit, dass die verwendeten Parfümstoffe sich negativ auf die Fortpflanzung von Fischen auswirken. Bis sich jedoch eine Trendwende abzeichnet, wird es vermutlich noch Jahre/Jahrzehnte gehen. Die Politik schläft. Die Medizin hat kein Rückgrat – Business ist Trumpf. Bitte keine Verantwortung übernehmen, sie könnte ja Geld kosten. Die breite Masse ist gleichgültig – solange sie es nicht selbst betrifft.
Anpassung bzw. Mainstream sind heutzutage Trumpf.
Es müssen offensichtlich mehr Leute krank werden und die Problematik muss generell einen Level erreichen, wo sie nicht mehr ignoriert werden kann.
Nachfolgender Beitrag aus der NZZ zum Thema MCS wurde mir vor Jahren zugestellt und kam mir neulich wieder einmal in die Hände. Wer an der Art von Berichterstattung, wie ich sie oben kritisiert habe, interessiert ist, sollte den Beitrag und vor allem die roten Kommentare lesen. (NZZ / Schutz yor quälenden Chemikalien / 9.2.08, mit Anmerkungen in Rot, PDF 1,6 MB)

